New Leadership oder: Was Führung heute ausmacht
Gedacht von Andreas Steinhübel
Die Resonanz auf meinen letzten Denkbrief zum Thema „New Work“ war überragend und hat mich ermutigt. Viele Fragen wurden vor allem zum Aspekt der Führung gestellt. Hier ein Auszug, was viele meiner Lesenden beschäftigt:
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Wie kann eine zeitgemäße Führung demnächst aussehen?
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Welche Anforderungen sind an Führungskräfte zu richten, die „New Work“ ermöglichen wollen?
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Wie können bestehende Führungskräfte, die in anderen Denkschulen groß geworden sind, mit auf die Reise genommen werden?
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Ganz überspitzt wurde auch gefragt: Braucht es Führung eigentlich in Zukunft noch?
In diesem Denkbrief greife ich daher die Fragen auf und beschreibe „New Leadership“:
„New Leadership ist nicht wie Schnupfen;
es geht nicht wieder weg.“
Im Folgenden fasse ich die wichtigsten Thesen zusammen und nehme direkt Bezug zu Führung.
Was bedeutet das in Sachen Führung?
Selbstorganisation ist auf allen Ebenen möglich! Es braucht dazu Support, denn der erste Reflex ist oft: „Müssen wir uns wieder selbst organisieren oder dürfen wir Ihnen folgen?“
Ableitung für Führung: Unterstütze Selbstorganisation und Verantwortungsübernahme durch Zutrauen, Vertrauen und einen klaren Erwartungsrahmen. Vertrauen in die Kompetenzen der Mitarbeitenden ist wesentlich. „Was ich von Dir erwarte ist Folgendes. Was brauchst Du dafür? Wie gehen wir miteinander um, damit es für Dich, für mich und fürs Unternehmen passt?“ (Man beachte die Reihenfolge: Mensch first!). Damit ist New Leadership primär eine Haltung von Ernstnehmen und Mitnehmen, anstatt von Anweisen und Ausführen. Gar nicht so neu, denn gute Führung war schon sehr ähnlich. Der Fokus ändert sich. Fragen Sie sich am Ende des Führungslebens mal: Was habe ich dazu beigetragen, damit meine Mitarbeitenden wachsen konnten, ihre Potentiale entfalten konnten und sich menschlich gesehen gefühlt haben? Anstatt einseitig nachzufragen: Hast Du Deine Ziele erreicht? Das ist der Kernunterschied. Die Überzeugung dabei: Menschliche Entwicklung und wirtschaftlich sinnvolles (nicht maßloses) Wachstum gehen Hand in Hand. Sie finden das eine romantische Vorstellung? Meine Antwort: Ja. Lassen Sie uns gemeinsam romantisch sein. Denn jetzt haben wir die Möglichkeiten, Mensch und Wirtschaft in einen nie dagewesenen Einklang zu bringen. Das lohnt sich!
Kreativität und Wendigkeit werden die Assets der Zukunft sein. Und zwar im ganzen Unternehmen. Die gute Nachricht: „Wir alle sind seit Geburt an kreativ.“
Ableitung für Führung: Aktiviere das kreative Potential Deines Teams. Stelle dazu einfache Methoden (wie etwa Walt-Disney oder Kopfstandmethode) zur Verfügung. Ermutige zum Weiterdenken und in Frage stellen. Gib Zeit für Ideen, z.B. am Ende jedes Meetings 7 Min. Speedbooster: Welche neuen Gedanken kommen uns in den Sinn?
Organisationen sind nicht primär für unser Glück zuständig. Aber Unternehmen sollten so gestaltet sein, dass sie diesem auch nicht aktiv im Wege stehen. Menschen wollen Arbeiten! Es ist ein urmenschliches Motiv, sich in Leistung zu erleben. Dabei werden Unternehmen als gute Gastgeber einen Rahmen gestalten, der für alle Seiten passt.
Ableitung für Führung: Die Basis ist und bleibt echtes Interesse und kein reines Funktionsinteresse, wie ich es nenne. Will sagen, ich sehe Dich als Mensch, der unserem Unternehmen seine Arbeitsleistung, sein Engagement und seine Freude mitbringt. Meine Aufgabe ist es, Dich als Mensch zu sehen und Deine Entwicklung bestmöglich zu fördern. Im Gegenzug zum Funktionsinteresse, bei dem ausschließlich die Humane Ressource gesehen wird. Es geht aber keineswegs um „Betüddeln“ oder in Watte packen. Leistung und Ergebnisse in einer menschengerechten Form erbringen und idealerweise dabei auch noch Freude zu haben. Das ist der Nordstern der neuen Führung.
Meiner Überzeugung nach braucht man nach wir vor Führung. New work needs new leadership. Eine Führung, die Potentiale in anderen sieht, eine coachende Haltung hat und Rahmen gestaltet. Eine Führung, die einlädt, inspiriert und einen Möglichkeitsraum schafft.
Ein New Leader kann:
- offen Kommunizieren;
- offenes Feedback geben;
- selbst offen für Kritik sein;
- Selbstverantwortung fördern und aushalten, dass Mitarbeiter andere Vorstellungen haben als man selbst;
- Fehler akzeptieren als Teil von Erwachsenwerden;
- Erhöhung der Resilienz und mentalen Stärke;
- Teile Informationen, um Vertrauen zu fördern;
- Fordere Offenheit ein;
- Zeige Neugier und Bescheidenheit.
Auch im digitalen Zeitalter ist gute Führung nicht das Beherrschen von Tools, sondern das Bilden einer Kultur und eines Stils, bei dem Menschen sich einbringen, ernst genommen fühlen und die Interessen der Kunden fühlen und mehr als nur erfüllen. Damit wird die digitale Führungskraft zu einer Art „Gastgeber“ für gute Leistung und gute Gedanken.
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